Die Tage werden länger und die Sonnenstrahlen intensiver – klare Signale, dass der Frühling vor der Tür steht. Mit den steigenden Temperaturen erwachen auch kleine Blutsauger: die Zecken. Sie werden schon ab fünf Grad Celsius aktiv und machen sich auf die Suche nach einem geeigneten Wirt. Ist dieser gefunden, können über den Stich einer infizierten Zecke Krankheitserreger wie FSME-Viren oder Bakterien, wie z.B. Borrelien, übertragen werden.
Die gute Nachricht: Man kann sich vor einer Infektion schützen. Die schlechte Nachricht: Nur etwa jeder Dritte (37 Prozent) in Deutschland denkt laut einer Umfrage an Schutzmaßnahmen wie eine Impfung oder Abwehrmittel. Studien des Robert Koch Instituts (RKI) belegen darüber hinaus einen Anstieg der FSME-Erkrankungen.
Gefahr durch das FSME-Virus häufig unbekannt
Laut einer repräsentativen Umfrage weiß jeder Zweite nicht, was sich hinter dem Begriff „Frühsommer-Meningoenzephalitis“ (FSME), auch Zeckenenzephalitis genannt, verbirgt. Auflösung: Zecken können das FSME-Virus schon beim Stich auf den Menschen übertragen und eine FSME auslösen. Nach einer Inkubationszeit von 7 bis 14 Tagen verläuft die FSME-Erkrankung oftmals in zwei Intervallen, beginnend mit unspezifischen grippeähnlichen Symptomen. Im zweiten Intervall kann es zu hohem Fieber mit spezifischen neurologischen Anzeichen der FSME wie Hirnhautentzündung (Meningitis), Entzündung des Rücken- oder Knochenmarks (Myelitis) oder Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) kommen. Zu den besonders infektionsgefährdeten Gruppen gehören vor allem Personen, die sich oft in der Natur aufhalten und dadurch mit Zecken in Kontakt kommen.
Risikogebiete für FSME-Infektionen
In Deutschland besteht vor allem in Bayern und Baden-Württemberg das Risiko, sich mit dem FSME-Erreger anzustecken. Hessen, Thüringen, Sachsen, Saarland und Rheinland-Pfalz sind ebenfalls betroffen – Tendenz steigend. Aktuell werden 169 Kreise als FSME-Risikogebiete definiert (Stand Januar 2021). Aber auch in den übrigen Bundesländern besteht während der Zeckenhauptsaison von März bis Oktober die Möglichkeit, sich mit FSME zu infizieren.
Zu den typischen Lebensräumen der feuchtigkeitsliebenden Zecken gehören dünn bewachsene Wälder oder Waldränder, hohes Gras oder Büsche. Eine Umfrage zeigte auch, dass etwa 30 Prozent nicht wissen, ob sie in einem FSME-Risikogebiet leben. Von den Befragten aus einem FSME-Risikogebiet gaben über 38 Prozent an, ihren Impfschutz nicht regelmäßig zu erneuern. Bei Reisen in FSME-Risikogebiete würde sich nur jeder Vierte impfen lassen.
Fachgerechte Zecken-Entfernung senkt das Infektionsrisiko
Sofern die Zecken entdeckt werden, können sie mit zwei Methoden fachgerecht entfernt werden. Den Einsatz einer speziellen Zeckenkarte beispielsweise kannten knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Umfrageteilnehmer. Dabei wird die Zecke möglichst nah an der Einstichstelle am stabilen Stechrüssel gefasst und vorsichtig herausgeschoben. Sicherer ist, die Zecke mit einer Pinzette am Stechrüssel zu erfassen und mit konstanten, kontrollierten, nicht ruckartigen Bewegungen senkrecht aus der Haut zu ziehen. Diese Methode war mehr als der Hälfte der Befragten (54 Prozent) geläufig.
Den zuverlässigsten Schutz gegen eine FSME-Erkrankung bietet eine Impfung, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen wird.
„Bei FSME-Viren kann die Übertragung sofort nach dem Einstich erfolgen, da sich die Viren bereits im Speichel der Zecke befinden. Daher schützt auch eine frühe Entfernung der Zecke nicht sicher vor einer Infektion mit FSME-Viren“, erklärt der Parasitologe Professor Dr. Mehlhorn. „Wichtig ist, die Zecke mit einer spitzen Pinzette am in der Haut steckenden Saugrüssel zu fassen und sie keinesfalls zu quetschen, weil dann weitere im Darm befindliche Erreger wie die Borrelien (~ 24% Befall) in die Stichwunde gedrückt werden. Dies würde auch erfolgen, wenn Zecken vor dem Herausziehen mit Klebstoff oder Nagellack bedeckt werden, was fälschlicherweise oft empfohlen wird“, so der Experte weiter.
Nach dem Entfernen der Zecke sollte aber eine nicht-FSME-geimpfte Person ihren Gesundheitszustand beobachten und ggfs. Linderungsmaßnahmen gegen FSME durch den Arzt veranlassen. Die Beobachtung der Haut (wandernde Röte bei Borreliose) ist ebenso wichtig wie eine Serumuntersuchung nach 6 Wochen.
Eine Impfung kann schützen
Den zuverlässigsten Schutz gegen eine FSME-Erkrankung bietet eine Impfung, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen wird. Für den Aufbau des Impfschutzes sind drei Impfungen notwendig. Die erste Auffrischung nach der Grundimmunisierung ist nach drei Jahren einzuplanen. Kurzentschlossene können innerhalb von wenigen Wochen einen Impfschutz aufbauen. Für Kinder gibt es einen speziellen Impfstoff gegen FSME, der ab Vollendung des ersten Lebensjahres zugelassen ist. Für Eltern und Kinder wird empfohlen, den Impfschutz regelmäßig auffrischen zu lassen.