Damit haben doch die meisten Männer jenseits der 50 zu kämpfen: Ein kleines Bäuchlein macht sich bemerkbar und das Sportprogramm wird immer häufiger vom Fitnessstudio auf die heimische Couch verlegt. Wenn zu nachlassender Muskelkraft und Antriebsschwäche jedoch auch noch sexuelle Unlust und Erektionsprobleme kommen, sollten die Alarmglocken schrillen.
Testosteron verleiht Muskelkraft und breite Schultern, lässt den Bart wachsen und schenkt Männern eine tiefe Stimme. Das männlichste aller Hormone ist verantwortlich für das Knochenwachstum, es reguliert die sexuelle Lust, die Produktion der Spermien und steuert die Erektion. Doch was ab der Pubertät oft schier im Übermaß vorhanden ist, nimmt nach der Lebensmitte kontinuierlich ab: Der Testosteron-Spiegel sinkt langsam aber stetig – um etwa ein Prozent pro Jahr.
Weit mehr als nur ein Lifestyle-Problem
Eine ungesunde Lebensweise – etwa übermäßiger Tabak- oder Alkoholkonsum, Stress oder Übergewicht – kann den natürlichen Hormon-Rückgang noch begünstigen und schließlich zur Entstehung eines Testosteron-Mangels führen. Ein sogenannter Hypogonadismus ist für die betroffenen Männer jedoch alles andere als ein Lifestyle-Problem. Vielmehr handelt es sich um ein vielschichtiges medizinisches Krankheitsbild, das Auswirkungen nicht nur auf die Sexualität, sondern auch auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Männern hat.
Bei Beschwerden zum Arzt
Daher ist es wichtig, bei Verdacht auf einen zu niedrigen Testosteron-Spiegel einen Urologen oder Andrologen aufzusuchen. Typische Anzeichen sind unter anderem Gewichtszunahme an Brust, Bauch und Hüften, nachlassende Muskelkraft, Antriebsschwäche und Stimmungsschwankungen, nachlassende Libido und Erektionsschwierigkeiten (siehe Kasten). Der Facharzt nimmt die Muskulatur, die Fettverteilung und den Bauchumfang, die Körper- und Schambehaarung in Augenschein und prüft den Hautzustand. Zudem untersucht er Hoden und Penis sowie die Prostata per Ultraschall. Mithilfe einer Laboranalyse wird der Testosteron-Spiegel bestimmt. Idealerweise sollte die Untersuchung am Vormittag stattfinden, weil die Hormonwerte dann unverfälscht sind. Die gute Nachricht für Betroffene: Ein Mangel lässt sich heute schnell nachweisen und einfach ausgleichen. Als Behandlungsoptionen stehen in Deutschland Testosteron-Spritzen und -Gele zur Verfügung, wobei Gele heute niedrig dosiert und genau an die individuellen Bedürfnisse des Mannes angepasst werden können.
Hinweise auf ein hormonelles Defizit
- Schlafstörungen
- Müdigkeit
- Wenig oder keine Lust auf Sex
- Erektionsstörungen
- Mehr Bauchfett
- Vitalitätsverlust
- Depressive Verstimmung
- Kraftverlust
- Leistungsschwäche
- Nachlassende Körperbehaarung
- Vermehrtes Schwitzen
- Konzentrations- und Merkschwäche
Besserer Lifestyle, bessere Balance
Zusätzlich ist es sinnvoll, seine Lebensgewohnheiten kritisch unter die Lupe zu nehmen – und gegebenenfalls zu ändern. Männer sollten sich fragen:
Schlafe ich genug?
Eine regelmäßige erholsame Nachtruhe wirkt sich günstig auf den Testosteron-Spiegel aus. Nach acht bis neun Stunden Schlaf ist dieser etwa doppelt so hoch wie nach nur fünf Stunden.
Habe ich Normalgewicht?
Übergewicht kann einen echten Teufelskreis auslösen. Denn im Fettgewebe wird Testosteron in Östrogen umgewandelt und senkt so den Testosteron-Wert, der jedoch für den optimalen Abbau von Körperfett möglichst hoch liegen sollte.
Habe ich zu viel Stress?
Das Stresshormon Kortisol hemmt die Bildung von Testosteron. Deshalb sollte „Mann“ sich um möglichst viel Ausgeglichenheit bemühen. Hilfreich sind etwa Atem- und Entspannungsübungen.