Seit dem Sommer 2019 mussten in den USA über 2500 meist junge Patienten mit teilweise schweren Lungenschädigungen stationär behandelt werden. Etwa 60 der Betroffenen sind infolgedessen gestorben. Sie alle konsumierten E-Zigaretten, mit denen sowohl Nikotin als auch aus Cannabis extrahiertes Tetrahydrocannabinol (THC)-Öl verdampft und eingeatmet werden kann.
Forscher vermuten, dass Vitamin-E-Acetat in THC-haltigen Liquids die Lungen der meisten Betroffenen geschädigt haben könnte. In der Fachzeitschrift „Pneumologie“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2020)(1) fassen zwei deutsche Wissenschaftler der Yale School of Medicine den aktuellen Stand der Forschung zum mittlerweile EVALI („e-cigarette or vaping associated lung injury“) genannten Krankheitsbild zusammen. Ihr interdisziplinärer Übersichtsartikel liefert zudem Informationen über die Funktionsweise und Inhaltstoffe von E-Zigaretten. Besonders kritisch sehen die Experten die Vielzahl der zugesetzten Aromen, deren Auswirkungen auf die Atemwege noch unklar ist.
E-Zigarette als Experiment
Eine ebenfalls in der Fachzeitschrift „Pneumologie“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2019)(2) erschienene Langzeitstudie zeigt zudem: Wer als Jugendlicher E-Zigaretten probiert, neigt in der Folge dreimal häufiger dazu, später zu „echten“ Zigaretten zu greifen. E-Zigaretten als vermeintlich weniger gesundheitsschädlich zu bewerben, sehen die Studienautoren deshalb kritisch: Insbesondere Jugendliche mit einem sonst niedrigen Risikoprofil könnte das dazu veranlassen, mit E-Zigaretten zu experimentieren. Die Autoren fordern daher ein umfassendes Werbeverbot.
nach Presseveröffentlichung Thieme Verlag Stuttgart
Quellen:
(1) J. C. Schupp et al.:
E-Zigaretten – Funktionsweise, Inhaltsstoffe und die Vaping-assoziierte akute Lungenschädigung
Pneumologie 2020; 73 (2); S. 77–87
(2) J. Hansen et al.:
E-Zigarettenkonsum und späterer Konsum konventioneller Zigaretten, Ergebnisse einer 2-jährigen prospektiven Beobachtungsstudie, Pneumologie 2019; online erschienen am 22.11.2019