Scheidenpilz nach Antibiotika: Störung der Vaginalflora

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Die weibliche Scheide schützt sich mit den ausgeklügelten Mechanismen einer hochleistungsfähigen Keimabwehr vor der Zudringlichkeit krankmachender Erreger. Als wichtigste Protagonisten des spezialisierten Verteidigungssystems gelten das Geschlechtshormon Östrogen und Milchsäurebakterien (Laktobazillen). Das ungestörte Gedeihen der Laktobazillen in der Vaginalflora stärkt die körpereigene Abwehrfähigkeit auch gegenüber Infektionserkrankungen wie Scheidenpilz. Nach Antibiotika- und Zytostatikatherapien, die eine zellschädigende Wirkung entfalten, kommt es in vielen Fällen zu ungünstigen Nebeneffekten gegenüber den nützlichen Milchsäurebakterien.

Laktobazillen: wichtige Protagonisten der Erregerabwehr

Laktobazillen spielen eine dominante Rolle in der natürlichen Besiedlung des vaginalen Ökosystems und sorgen mit ihrer Stoffwechselaktivität für ein saures Scheidenmilieu. Der unter dem Einfluss von Östrogen in den Scheidenzellen eingelagerte Zucker dient den Milchsäurebakterien als Lebensgrundlage. Sie verwerten das Glykogen und produzieren Lactat, das den pH-Wert in der Scheide senkt. Bei niedrigen pH-Werten unterhalb einer Grenze von 4,5 herrschen ideale Bedingungen für die Funktionen der körpereigenen Immunabwehr. Die Zellen der Scheidenschleimhaut und spezielle Zellen des Immunsystems (Makrophagen) sind dann in der Lage, Stickstoffmonoxid (NO) freizusetzen. Der Stoff erzielt schädigende Effekte gegenüber Viren und Bakterien und verhindert deren krankmachende Ausbreitung. Einige der in der Scheide beheimateten Lactobacillus-Familien kommen den NO-produzierenden Mechanismen mit ganz besonderen Talenten zur Hilfe: Sie verfügen über die Fähigkeit, Wasserstoffperoxid (H2O2) zu erzeugen, das seinerseits desinfizierend gegen unerwünschte Keime wirkt.

Wie wirkt ein Ungleichgewicht im Scheidenmilieu?

Die vielfältigen Abhängigkeiten geben einen Eindruck von der Komplexität des Abwehrsystems und belegen dessen Störanfälligkeit. Ein plötzlicher Niedergang der Milchsäurebakterien beeinträchtigt die Funktionen der Immunabwehr empfindlich. Es gibt unterschiedliche Einflussfaktoren, die dem mikrobiologischen Gleichgewicht in der Vaginalflora zusetzen können. Neben Hormonschwankungen, chronischen Erkrankungen, psychosozialem Stress und übertriebener Intimhygiene zählen Medikamente zur Behandlung einer Krebserkrankung sowie Antibiotika zu den Gefahrenquellen, die im Ökosystem der Scheide beträchtlichen Schaden anrichten können. Wenn sich eine Infektionserkrankung wie Scheidenpilz nach Antibiotika- oder anderen medikamentösen Therapien entwickelt, zeigt nicht in jedem Fall ein erhöhter pH-Wert das Missverhältnis in der Besiedlung der Scheidenflora an. Um die Abwehrfähigkeit zu schwächen, genügt bereits eine Schädigung, die sich auf die Gruppe der H2O2-bildenden Milchsäurebakterien beschränkt.

Unterstützung für das Vaginalmilieu nach Antibiotika

Bei Beschwerden wie vermehrtem Ausfluss, Juckreiz und Brennen im Intimbereich nach einer Behandlung mit Antibiotika gibt eine Messung des pH-Werts erste Auskunft über den Zustand des vaginalen Ökosystems. Sie hilft, zusammen mit einer Bewertung der Symptome, eine Scheidenpilzerkrankung von einer bakteriellen Vaginose zu unterscheiden. Mit dem Tupfer eines Selbsttests können Frauen anhand eines Abstrichs in Eigenregie den pH-Wert der Scheide kontrollieren. Der Selbsttest ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und lässt sich unkompliziert und hygienisch anwenden. Anhand des Testergebnisses lassen sich die Krankheitszeichen einfach zuordnen. Deutet dieses auf eine Scheidenpilzerkrankung hin, stehen in der Apotheke bewährte Antimykotika frei verkäuflich zur Verfügung. Der vielfach erprobte Antipilzwirkstoff Clotrimazol kommt in der Darreichungsform als Vaginaltablette und als Creme für eine örtliche Bekämpfung der Pilzerreger zum Einsatz. Nach der Therapie hilft die lokale Anwendung eines Probiotikums mit Lactobacillus plantarum P17630 der angegriffenen Scheidenflora, sich zu regenerieren und die umgebungsspezifische Abwehrfähigkeit wiederaufzubauen.

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Foto © Antonioguillem / Fotolia
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