Warum tut Myrrhe dem gereizten Darm gut? Wissenschaftler haben jetzt den Wirkmechanismus teilweise entschlüsselt – mit überraschenden Ergebnissen.
Die Myrrhe gehört zu den ältesten Heilmitteln der Menschheit und wurde schon von Hippokrates verwendet. Unter anderem werden der Heilpflanze entzündungshemmende, pilzhemmende und adstringierende (die Schleimhaut zusammenziehende) Eigenschaften zugeschrieben. An der Universität Leipzig wurde jetzt die Wirkung des alten Heilmittels am Darm untersucht und der dazugehörige Wirkmechanismus teilweise entschlüsselt.
„Labor-Untersuchungen zeigen, dass Myrrhe den Spannungszustand der glatten Darmmuskulatur senkt, die Stärke der Darmkontraktionen verringert und dadurch Darmkrämpfe lindert“, erklärt Prof. Dr. Karen Nieber, Universität Leipzig. „Da vor allem chronische Darmerkrankungen wie Reizdarm, Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn von Darmkrämpfen begleitet werden, spricht die Entdeckung für den Einsatz der Myrrhe in der Therapie dieser Erkrankungen“, so Nieber.
Reizdarm – fünf Millionen Deutsche betroffen
In Deutschland leiden etwa fünf Millionen Menschen am Reizdarmsyndrom und rund 300.000 Menschen an den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Diese chronischen Krankheiten beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen erheblich und machen eine lebenslange Behandlung erforderlich. „Für die Langzeittherapie von chronischen Darmerkrankungen sind pflanzliche Arzneimittel besonders geeignet, da sie gut verträglich sind und die Darmflora nicht schädigen“, erläutert die Expertin für Phytopharmaka.
Myrrhe – eine bewährte Naturarznei
Myrrhe besteht aus dem an der Luft gehärteten Gummiharz, das aus verschiedenen Myrrhenbaum-Arten gewonnen wird. Wichtige Inhaltstoffe sind das ätherische Öl sowie Bitter- und Gerbstoffe, die sich positiv auf Magen-Darm-Erkrankungen auswirken. Kombiniert mit Kaffeekohle und Kamille wird die Myrrhe als pflanzliches Arzneimittel schon seit mehr als 50 Jahren erfolgreich zur Unterstützung der Magen-Darm-Funktion eingesetzt. Die drei Heilpflanzen greifen in verschiedene physiologische Prozesse am Magen-Darm-Trakt ein und verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung. So wird auf sanfte Weise die Verdauung wieder stabilisiert. Auch zum Einsatz von Myrrhe in der medizinischen Praxis gibt es neue wissenschaftliche Ergebnisse: In einer von Prof. Dr. Jost Langhorst, Kliniken Essen-Mitte, durchgeführten Studie konnte gezeigt werden, dass ein pflanzliches Arzneimittel mit Myrrhe bei chronischer Dickdarmentzündung, Colitis ulcerosa, zur Erhaltung der schubfreien Phase vergleichbar wirksam ist wie ein chemisches Standardmedikament.