Die Multiple Sklerose (MS) ist eine Autoimmunerkrankung, die zur fortschreitenden Zerstörung des Nervengewebes führt. Die meisten Betroffenen leiden unter der schubförmigen Variante der Erkrankung. Weniger bekannt ist die von Anfang an schleichend voranschreitende Form, die primär progrediente Multiple Sklerose (PPMS). Da eine frühe Behandlung die beste Wirkung verspricht, ist es wichtig, Symptome zu erkennen und schnell zu handeln.
Bei einer Autoimmunerkrankung kommt es zur Fehlsteuerung der Abwehr: Statt gefährliche Eindringlinge und körpereigenes krankes Gewebe zu bekämpfen, geht das Immunsystem gegen gesunde Körperstrukturen vor. Bei MS werden Nervenzellen angegriffen, so dass sie Signale nicht mehr richtig weiterleiten können.
MS hat viele Gesichter
Je nachdem, welche Nervenbahnen betroffen sind, können sich die Schädigungen z. B. als Kribbeln, Sehbeschwerden oder Schwierigkeiten beim Gehen äußern. Symptome sind vielfältig bei dieser „Krankheit der 1000 Gesichter“. Oft kommt es zu bleibenden Behinderungen, insbesondere, wenn MS lange nicht erkannt und behandelt wird.
Die tückische Verlaufsform PPMS
Die meisten Erkrankten sind von der schubförmigen MS-Form betroffen: Symptome bilden sich wieder zurück, oftmals tritt erst nach Jahren eine stetige Verschlechterung ein. Bis zu 15 % der Patienten leiden jedoch unter der primär progredienten Multiplen Sklerose (PPMS). Bei dieser schweren Verlaufsform schreitet die Erkrankung von Beginn an unumkehrbar voran. Symptome können anfangs unauffällig sein, bilden sich aber nicht zurück. Es gibt kaum Schübe, was die Diagnose erschwert und hinauszögert. Die Prognose ist schlechter: Betroffene müssen innerhalb kürzerer Zeit Gehhilfen oder Rollstuhl nutzen und möglicherweise sogar ihren Beruf aufgeben.
Achten Sie auf die Anzeichen!
PPMS tritt meist nach dem 40. Lebensjahr auf. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen – im Gegensatz zur schubförmigen MS, unter der Frauen häufiger leiden. Erste Anzeichen können Gangstörungen und Steifigkeit in den Beinen sein, Schwierigkeiten mit Koordination und Gleichgewicht, auch Sehstörungen, Blasenschwäche, Erschöpfung oder Probleme mit Konzentration und Gedächtnis. Oft sind die Symptome so unspezifisch, dass Betroffene erst im fortgeschrittenen Stadium und nach einer „Arzt-Odyssee“ zum Neurologen kommen. Daher gilt: Sprechen Sie in jedem Fall mit Ihrem Neurologen, wenn Sie solche Anzeichen bei sich bemerken, die auf Nervenleiden hindeuten können.
Therapie der PPMS
In den letzten Jahren haben die Forscher wichtige Erkenntnisse über das Krankheitsgeschehen und die Rolle bestimmter Immunzellen bei MS gewonnen. Aktuell wird intensiv an Therapien geforscht, die gezielt an sogenannten B-Zellen ansetzen und auch für Patienten mit PPMS eine vielversprechende Option darstellen können. Dabei sind sich Mediziner einig: Je früher Diagnose und Behandlung erfolgen, desto besser die Prognose.