Pankreaskrebs, also der Tumor der Bauchspeicheldrüse, ist gefürchtet – doch jetzt haben klinische Daten über die moderne Therapie mit Nanopartikeln die Wissenschaftler positiv überrascht.
Jährlich wird bei etwa einem von 10.000 Menschen in Deutschland ein bösartiger Tumor der Bauchspeicheldrüse festgestellt. Obwohl das Pankreaskarzinom eine relativ seltene Erkrankung ist, nimmt sie doch den vierten Platz unter den tödlich verlaufenden Krebsarten ein. Nach jahrelangem Stillstand bei den Therapiemöglichkeiten haben . Das Tückische am Pankreaskrebs ist, dass er sich – wenn überhaupt – erst sehr spät durch unspezifische Beschwerden bemerkbar macht. Die Symptome treten in der Regel erst auf, wenn die Erkrankung schon weiter fortgeschritten ist und sich bereits ausgebreitet hat. Mehr als die Hälfte aller Patienten hat zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Metastasen.
Pankreaskrebs früh erkennen!
Aus diesem Grund ist es äußerst wichtig, Bauchspeicheldrüsenkrebs möglichst früh zu erkennen. Gelingt dies, sind die Heilungschancen und somit die Überlebensrate deutlich verbessert. Spezielle Methoden zur Früherkennung bei symptomlosen Personen stehen allerdings nicht zur Verfügung.
Die Behandlung hängt davon ab, wo genau der Tumor sich befindet und wie weit er fortgeschritten ist. Je früher Bauchspeicheldrüsenkrebs entdeckt wird, desto höher sind die Überlebenschancen. Die einzige kurative Option ist die radikale chirurgische Entfernung des Primärtumors. Danach ist eine adjuvante Chemotherapie indiziert.
Nanopartikel als effektive Wirkstoffträger
In den vergangenen Jahrzehnten wurden kaum Fortschritte dabei erzielt, die Aussichten für Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs zu verbessern. Seit fast sieben Jahren wurden keine Medikamente mehr für Bauchspeicheldrüsenkrebs zugelassen. Bei den bisher so niedrigen Überlebensraten bei Pankreaskarzinom befanden sich die Patienten und ihre Familien in einer wirklich bedauernswerten Situation.
Einen innovativen Schritt in der modernen Chemotherapie bringt nun die sog. nabTM-Technologie. Dabei werden Arzneistoffe an Nanopartikel gebunden, die als winzig kleine Trägersysteme wie fleißige Ameisen den Wirkstoff zielgerichtet in den Tumor transportieren, sich dort anreichern und erst dort den Wirkstoff freisetzen. So funktioniert auch das Zytostatikum nab-Paclitaxel, bei dem der bewährte krebshemmende Wirkstoff Paclitaxel in Nanopartikel eingekapselt ist, welche an das Eiweiß Albumin gebunden sind (nab = nanoparticle albumin-bound).
Wirkstoff aus der Eibe
Schon seit fast 20 Jahren gehören Taxane wie das ungebundene Paclitaxel, ein Wirkstoff, welcher aus der Eibe (Taxus) gewonnen wird, zu den wichtigsten Zytostatika gegen Brustkrebs. Im Vergleich mit anderen konventionellen Taxanen zeigt der an Nanopartikel gebundene Wirkstoff ein deutlich günstigeres Nutzen-Risiko-Profil. Zusätzliche Medikamente zur Verhinderung von etwaigen Überempfindlichkeitsreaktionen werden nicht benötigt. Gleichzeitig kann der Wirkstoff höher dosiert werden. Auch die höhere Wirksamkeit bei gleichzeitig größerer Sicherheit führte zur Zulassung des gebundenen Wirkstoffes zur Therapie des Pankreas-Karzinoms, die für herkömmliche Taxane nicht besteht.
Praxis übertrifft Studien um Monate
Wie der LZ-Gesundheitsreport berichtete, verzeichnete bereits die MPACT-Studie u. a. eine Reduktion des Sterberisikos um insgesamt 28 Prozent. Neueste Studien, die auf dem amerikanischen Krebskongress ASCO 2014 vorgestellt wurden, zeigten bei einer Kombinationstherapie von Gemcitabin mit einer anderen Chemotherapie ein medianes Gesamtüberleben von sieben bis acht Monaten.
Nun erbrachten Auswertungen klinischer Datenbanken rückblickend wesentlich bessere Ergebnisse, mit denen die Wissenschaftler nicht gerechnet hatten: In der klinischen Praxis, so zeigte sich nämlich, konnte unter einer Therapie mit Gemcitabin plus nab-Paclitaxel als Erstlinientherapie ein medianes Gesamtüberleben von 10,2 Monaten erreicht und damit die Studiendaten noch um weitere zwei Monate übertroffen werden. Dies gibt vielen Betroffenen neuen Lebensmut und Hoffnung. Denn nun konnte nachwiesen werden, dass die Hinzunahme von nab-Paclitaxel zu der herkömmlichen Behandlung mit Gemcitabin erhebliche Vorteile bei der Gesamtüberlebenszeit bietet, während die Nebenwirkungen kontrollierbar sind. Die neue Wirkstoffkombination aus nab-Paclitaxel und Gemcitabin stellt deshalb eine vielversprechende Option für ein Langzeitüberleben von Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom dar. Der Wirkstoff ist in Deutschland zugelassen.