Viele Brustkrebspatientinnen möchten ihre onkologische Behandlung komplementärmedizinisch unterstützen. Dr. Teelke Beck erklärt, weshalb es wichtig ist, auf dieses Bedürfnis nach einer integrativen Therapie einzugehen und wie Mistelextrakte die Lebensqualität verbessern können.
Frau Dr. Beck, was können Brustkrebspatientinnen von der integrativen Onkologie erwarten?
Die Schulmedizin richtet ihr Augenmerk auf krankmachende Vorgänge; sie kann Krebserkrankungen mit einer Chemotherapie, Strahlentherapie oder Operation schnell bekämpfen. Dadurch schafft sie Zeit, in der die Komplementärmedizin wirken kann. Die Komplementärmedizin fokussiert darauf, wie Gesundheit entsteht und erhalten wird; ihre Methoden stärken die gesunden Kräfte des Körpers. Integrativ bedeutet die Verbindung von Schul- und Komplementärmedizin und führt somit das Beste aus beiden Welten zusammen.
Erkundigen sich viele Ihrer Patientinnen nach einer ergänzenden komplementärmedizinischen Behandlung?
Laut Studien wenden bis zu 80 Prozent der Brustkrebspatientinnen irgendeine Art der Komplementärmedizin an. Den Frauen, die ich begleite, stelle ich ein ganzes komplementärmedizinisches Paket vor. Die Misteltherapie ist darin ein wichtiger Pfeiler. Zu den Lifestyle-Maßnahmen des Paketes gehören Ernährung, Bewegung und Entspannung. Sich zu entspannen ist wichtig, denn dann wird der Parasympathikus aktiviert – der Teil des vegetativen Nervensystems, der für die Regeneration zuständig ist. Entspannung kommt in unserem Leben definitiv zu kurz. Regenerieren können wir nicht nur nachts beim Schlafen, sondern auch tagsüber bei Pausen, in denen man runterfahren kann. Möglich ist dies auch mit ergänzenden Therapien wie Yoga, Achtsamkeit, Taiji, Qigong und Heileurythmie.
Was kann eine Misteltherapie bewirken?
Die Misteltherapie ist die bekannteste komplementärmedizinische Krebstherapie. Sie verbessert die Lebensqualität, indem sie Nebenwirkungen einer schulmedizinischen Therapie abschwächt. Die Patientinnen leiden so weniger an Müdigkeit, Schlafstörungen, Übelkeit, Appetitmangel, Schmerzen und haben mehr Energie. Zudem ist die Misteltherapie in der Lage, das Rhythmische, in dem wir leben, zu verstärken.
Können Sie eine besondere Erfahrung aus Ihrem Wirken schildern?
Vor Kurzem traf ich eine Patientin, die vor drei Monaten mit der Misteltherapie aufgehört hatte, da die Chemotherapie abgeschlossen war. „Frau Dr. Beck“, sagte sie, „ich habe das Gefühl, ich bin wieder viel energieloser; mir geht es schlechter. Ich möchte wieder mit der Misteltherapie anfangen.“ Das ist ein Beispiel, wie Patientinnen merken, dass ihnen die Misteltherapie offensichtlich etwas Gutes tut.