Gabriele V. (56) ist verunsichert: Immer wieder leidet sie unter einem Gefühl von Enge in der Brust und unter Atemnot. Ihr Arzt erklärte ihr, sie leide unter Angina pectoris. Bei einer anschließenden Herzkatheter-Untersuchung beim Facharzt wurden aber keine krankhaften Veränderungen an ihren Herzkranzgefäßen entdeckt. Also wurde Gabriele V. als „herzgesund“ wieder zu ihrem Hausarzt zurückgeschickt. Doch Enge und Atemnot blieben. Die Beschwerden – Fachleute bezeichnen sie als „pectanginös“ – sind ein Alarmsignal des Körpers: Das Herz bekommt vor allem bei Belastung einfach zu wenig Sauerstoff.
Wenige Wochen später sprach Gabriele V. wieder wegen ihrer Angina-pectoris-Beschwerden in der Praxis vor. Diese hatten inzwischen sogar zugenommen und es fiel der Patientin schwer, den regelmäßigen Hunde-Spaziergang ohne Pause zu schaffen. Auch das Treppensteigen bis zu ihrer Wohnung konnte einen Anfall hervorrufen. Und tatsächlich zeigten sich im EKG unter Belastung erneut eindeutige Anzeichen einer Minderdurchblutung des Herzmuskels. Ein weiterer Termin beim Kardiologen brachte endlich Klarheit: Die Patientin litt unter einer mikrovaskulären Angina pectoris (AP) „ohne Vorliegen eines Gefäßverschlusses“. Das bedeutet, dass nicht ihre Herzkranzgefäße erkennbar verengt sind, sondern vor allem die kleineren Gefäße betroffen sind.
Ursache liegt im Kleinen
Damit der Herzmuskel seine Aufgabe zuverlässig erfüllen kann, muss er wie jeder andere Muskel im Körper mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden. Die Blutgefäße, die diese Aufgabe übernehmen, liegen wie ein Kranz um den Herzmuskel und werden deshalb Herzkranzgefäße genannt. Störungen der größeren Herzkranzgefäße wie z. B. Gefäßverengungen bei einer koronaren Herzkrankheit (KHK) sind eine wichtige Ursache für eine Unterversorgung des Herzmuskels. Aber sie sind nicht die einzige. Oft liegen auch Störungen der tiefer gelegenen, deutlich kleineren Gefäße vor. Die daraus resultierenden Beschwerden können durch die Verbesserung der Durchblutung größerer Gefäße nicht beseitigt werden, wie das z. B. durch Einlegen eines Stents, eines Drahtgeflechtes zum Offenhalten von Gefäßen, geschieht.
Wirkung an den Herzzellen
Liegt keine Verengung der größeren Gefäße vor, so kann die Ursache für den Sauerstoffmangel u. a. in vergrößerten Herzmuskelzellen infolge erhöhten Blutdrucks oder Blutvolumens liegen – aber auch in der Herzmuskelzelle selbst. Wenn etwa das Gleichgewicht der Ionen in der Zelle krankhaft verändert ist, wirkt das einer Entspannung der Herzmuskelzelle entgegen. Die Folge: ein höherer Sauerstoffbedarf und eine schlechtere Durchblutung. Bei Gabriele V. kam deshalb ein Medikament zum Einsatz, das die krankheitsbedingten Prozesse der schlechteren Durchblutung direkt in der Herzmuskelzelle unterbricht. Es hat im Gegensatz zu anderen Präparaten keinen Einfluss auf Herzfrequenz und Blutdruck.
Bewusstsein schärfen, Leidensdruck nehmen
Bereits zwei Wochen später ging es der Patientin besser und sie war endlich beschwerdefrei. Die Besserung war auch im EKG zu erkennen. Gabriele V. hatte Glück, dass ihr so schnell und wirksam geholfen werden konnte. Zwar ist der Mechanismus, der zu einer mikrovaskulären Angina pectoris führt, heute bekannt. Doch nicht immer wird er in der Diagnostik erkannt und berücksichtigt. Das Erkennen dieser besonderen Form der Angina pectoris war die Voraussetzung dafür, dass die Patientin mithilfe geeigneter Mittel von ihren Beschwerden befreit werden konnte.