Der Skiurlaub war einfach ein Traum: wolkenloser Himmel über einem malerischen Alpenpanorama, frischer Pulverschnee, gepflegte Pisten – und eine ganze Woche „Sonne satt“. Die Daheimgebliebenen würden ihn beneiden für seine frische Bräune! Günther hätte gerne mitleidig gelächelt, wenn nur diese Hitze und das Spannungsgefühl in der Oberlippe nicht wäre, das sich seit drei Tagen verstärkte.
Zuerst hatte er einen Sonnenbrand vermutet, aber heute Morgen hatte er kleine Bläschen am Rand des Lippenrots bemerkt, die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt waren. Seine Freundin wusste sofort, worum es sich handelte: Fieberbläschen, das typische Symptom einer Herpes labialis-Infektion.
Herpes, die stumme Volkskrankheit
Herpes-Infektionen sind Virusinfektionen, ausgelöst durch das Herpes-simplex-Virus HSV1 oder HSV2. Das Virus, das sehr häufig zu Haut und Schleimhauterkrankungen führt, ist so weit verbreitet, dass bei insgesamt 85 % der jüngeren Erwachsenen und 90 % der älteren Erwachsenen Antikörper dagegen nachweisbar sind. Die Erstinfektion mit dem Herpes-simplex-Virus erfolgt meist im Kleinkindesalter durch Schmier- und Tröpfcheninfektionen aus Herpesläsionen.
Herpes: Symptomatik und Krankheitsverlauf
In der Regel entwickeln sich 2–5 Tage nach der Erstinfektion Juckreiz, Rötung und Spannungsgefühl im Bereich von Haut oder Schleimhaut. Nachfolgend treten rasch die typischen gruppierten flüssigkeitsgefüllten Bläschen auf, die nach einigen Tagen zu Krusten eintrocknen und nach 8 – 10 Tagen narbenlos wieder abheilen. Teilweise gehen die Bläschen ineinander über und bilden beim Abheilen größere, zusammenhängende Krusten. Im Verlauf der Infektion können zusätzlich leichtes Fieber und regionale Lymphknotenschwellungen hinzukommen. Bevorzugte Lokalisationen sind Lippen und Mundwinkel (Herpes labialis), ebenso können jedoch beispielsweise Naseneingang, Wangen, Ohrläppchen oder Augenlider betroffen sein. Teilweise tritt die Infektion auch im Mundraum auf, wo neben den Bläschen kleine, teilweise sehr schmerzhafte Ulzerationen der Mundschleimhaut (Aphten; Mundfäule) hinzukommen können. Tritt die Erkrankung im Genitalbereich auf, wird sie als Herpes genitalis bezeichnet.
Die erste Infektion wird häufig nicht diagnostiziert, dennoch setzt jetzt schon die Antikörperbildung ein. Da das menschliche Immunsystem nicht in der Lage ist, Herpes-Viren komplett zu eliminieren, verbleiben Viruselemente vermutlich lebenslang als latente Dauerinfektion im Körper. Es kann daher jederzeit zu einem erneuten Ausbruch der Erkrankung kommen.
Sonne, Stress und Immunschwäche
Das Krankheitsgeschehen kann dabei durch unterschiedliche Faktoren wie Erkältungskrankheiten, Stress, aber auch durch starke UV-Exposition, z. B. im Hochgebirge oder am Meer, oder hormonelle Schwankungen ausgelöst werden. Die unangenehmste Form eines Herpes-Ausbruches ist die schmerzhafte und meist langwierige Gürtelrose. Obwohl eine Herpes- Erkrankung im Allgemeinen nicht als schwer einzustufen ist, kann es im Einzelfall zu einem prognostisch ungünstigen Krankheitsverlauf kommen.
Wahl des Mittels
Grundlage für die Wahl eines homöopathischen Mittels in der Selbstmedikation sind vor allem die individuellen Krankheitserscheinungen eines Patienten. Wer sich und seine Symptome beobachtet, kann erkennen, ob es Situationen gibt, bei denen er sich besser fühlt oder eine Verschlimmerung der Beschwerden verspürt. So können Hitze oder Kälte, Trockenheit oder Nässe sowie tageszeitliche Veränderungen ausschlaggebend für die richtige Wahl des homöopathischen Mittels sein.
Dosierung homöopathischer Arzneimittel
Die Auswahl einer geeigneten homöopathischen Arznei berücksichtigt sowohl die Auslöser für das Auftreten eines Lippenherpes als auch die unterschiedlichen Veränderungen an der Haut und individuelle Beschwerden.
Erwachsene: Bei akuten Beschwerden stündlich 5 Tropfen, 5 Globuli (Streukügelchen) oder 1 Tablette bis zum Eintritt einer Besserung, jedoch höchstens 6-mal täglich.
Danach 3-mal täglich 5 Tropfen, 5 Globuli oder 1 Tablette. Tabletten und Globuli (Streukügelchen) sollte man langsam im Mund zergehen lassen und Tropfen vor dem Schlucken einige Zeit im Mund behalten.