Fortschritte in den Leitlinien – Nanopartikel: große Wirkung, große Vorteile

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Das Pankreaskarzinom (Bauspeicheldrüsenkrebs) ist eine relativ seltene Erkrankung. Noch nimmt sie den vierten Platz unter den tödlich verlaufenden Krebsarten ein, doch es wird prognostiziert, dass im Jahr 2030 das Pankreaskarzinom die zweithäufigste Ursache für ein Versterben an einer Krebserkrankung sein wird. Die frühe Erkennung und der Einsatz geeigneter Therapien können diese Entwicklung jedoch stoppen bzw. verzögern.

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) liegt unter dem Zwerchfell im Bereich von Zwölffingerdarm, Magen, Galle und Milz. Sie produziert Enzyme, welche die Nahrungsbestandteile zerlegen, und reguliert durch die Abgabe von Hormonen wie Insulin und Glukagon den Zuckerstoffwechsel im Körper. Das Organ besteht aus dem breiten Ende (Pankreaskopf), dem Mittelteil (Pankreaskörper) und dem dünn auslaufenden Pankreasschwanz.

Unklare Beschwerden, zu späte Diagnostik

Jedes Jahr erkranken in Deutschland über 15.000 Menschen an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Damit ist das Pankreaskarzinom nach Darm- und Magenkrebs der dritthäufigste Tumor im Verdauungstrakt. Und die Zahl der dadurch verursachten Todesfälle ist nahezu gleich groß wie die Zahl der Erkrankungen.
Der Pankreaskrebs macht sich – wenn überhaupt – erst sehr spät durch unspezifische Beschwerden bemerkbar. Patienten mit Pankreaskarzinom haben in der Regel eine sehr ungünstige Prognose. Der Tumor, der in der Regel frühzeitig Mikrometastasen ausbildet, wird meist erst im metastasierten Stadium diagnostiziert. Nur eine Minderheit der Patienten überlebt fünf Jahre ab der Erstdiagnose – und mehr als die Hälfte aller Patienten hat zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Metastasen.

Die meisten Betroffenen klagen über eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Appetit- und Gewichtsverlust sowie uncharakteristische Schmerzen im Oberbauch. Durch die Nähe des Pankreaskopfs zur Galle kann ein Tumor dort zu einer Störung des Galleabflusses und damit zu einer Gelbsucht führen.

Früherkennung kann Leben retten

Leider stehen zur Früherkennung bei symptomlosen Personen spezielle diagnostische Methoden noch nicht zur Verfügung. Dennoch ist es äußerst wichtig, Bauchspeicheldrüsenkrebs möglichst früh zu erkennen. Gelingt dies, sind die Heilungschancen und somit die Überlebensrate deutlich verbessert.

Die Behandlung hängt davon ab, wo genau der Tumor sich befindet und wie weit er fortgeschritten ist. Je früher Bauchspeicheldrüsenkrebs entdeckt wird, desto höher sind die Überlebenschancen. Die einzige kurative Option ist die radikale chirurgische Entfernung des Primärtumors. Danach ist eine adjuvante Chemotherapie indiziert.

Vorteile der Nanopartikel-Technologie

Nach jahrelangem Stillstand bei den Therapiemöglichkeiten konnten klinische Daten über die moderne Therapie mit Nanopartikeln die Wissenschaftler immer häufiger positive Ergebnisse zeigen. Dazu gehört auch die Kombinationstherapie von Gemcitabin plus nab-Paclitaxel, was sich auch in den neuen Leitlinien zur Therapie des metastasierten Pankreaskarzinoms niederschlägt.

Bei der sog. nabTM-Technologie werden Arzneistoffe an Nanopartikel gebunden, die als winzig kleine Trägersysteme wie fleißige Ameisen den Wirkstoff zielgerichtet in den Tumor transportieren, sich dort anreichern und erst dort den Wirkstoff freisetzen. So funktioniert auch das Zytostatikum nab-Paclitaxel, bei dem der bewährte krebshemmende Wirkstoff Paclitaxel in Nanopartikel eingekapselt ist, welche an das Eiweiß Albumin gebunden sind (nab = nanoparticle albumin-bound). Albumin ist damit ein natürlicher Transporter, der die Wirksubstanz, das Paclitaxel, gezielt zum Tumorgewebe transportiert, indem es sich bevorzugt im Zwischenzellraum von Tumoren anreichert. Ein dritter wichtiger Vorteil liegt darin, dass nab-Paclitaxel das sehr dichte und schlecht mit Blutgefäßen versorgte Bindegewebe des Pankreaskarzinoms substanziell verändert und für zytotoxische Substanzen zugänglicher macht.

Schon seit über 20 Jahren gehören Taxane wie das ungebundene Paclitaxel – ein Wirkstoff, welcher aus der Eibe (Taxus) gewonnen wird – zu den wichtigsten Zytostatika, z. B. gegen Brustkrebs. Im Vergleich mit anderen konventionellen Taxanen zeigt der an Nanopartikel gebundene Wirkstoff ein deutlich günstigeres Nutzen-Risiko-Profil. Zusätzliche Medikamente zur Verhinderung von etwaigen Überempfindlichkeitsreaktionen werden nicht benötigt. Gleichzeitig kann der Wirkstoff höher dosiert werden. Diese und weitere positive Daten führten zur Zulassung des gebundenen Wirkstoffes zur Therapie des Pankreas-Karzinoms, die für herkömmliche Taxane nicht besteht.

Studien führen zu Leitlinien

In der Zulassungsstudie erreichte die genannte Wirkstoffkombination bei Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom und zum Teil reduziertem Allgemeinzustand einen statistisch signifikanten Überlebensvorteil gegenüber der Gemcitabin-Monotherapie und reduzierte das Sterblichkeitsrisiko.

Weitere Auswertungen zeigten in der klinischen Praxis, dass unter dieser Kombination als Erstlinientherapie das Gesamtüberleben verlängert werden konnte und damit die früheren Studiendaten noch übertroffen wurden. Dies gibt vielen Betroffenen neuen Lebensmut und Hoffnung. Denn die Hinzunahme von nab-Paclitaxel zu der herkömmlichen Behandlung mit Gemcitabin bietet neben den erheblichen Wirksamkeitsvorteilen auch eine gute Verträglichkeit. Diese positiven wissenschaftlichen Aussagen wurden von Experten bestätigt und führten zur Aufnahme in die Onkopedia-Leitlinie als Erstlinien-Therapie des metastasierten Pankreaskarzinoms.

Die Wirkstoffkombination aus nab-Paclitaxel und Gemcitabin erlaubt zudem bessere Planungen von Zweit- und Drittlinien-Therapien und stellt deshalb eine vielversprechende Option für ein Langzeitüberleben von Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom dar.

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Beitragsbild © fotoliaxrender / Fotolia
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