Alle 90 Minuten erblindet ein Patient von den heute geschätzten sechs Millionen Diabetikern in Deutschland. Damit verlieren etwa 6.000 Diabetiker pro Jahr ihr Augenlicht. Ursache sind die Folgeschäden durch die erhöhten Blutzuckerwerte. Sie führen oft zu einer Schädigung kleiner und großer Blutgefäße. So zählt neben der diabetische Retinopathie das diabetische Makulaödem, kurz DMÖ, zu den häufigsten Erblindungsursachen bei Patienten im erwerbsfähigen Alter in den westlichen Industrienationen.
Ein diabetisches Makulaödem entsteht, wenn im Zentrum der Netzhaut Flüssigkeit aus den durch Diabetes geschädigten Gefäßen austritt. Das Risiko der Erblindung und des Sehschärfenverlustes für Menschen mit Diabetes mellitus ist dadurch nicht zu unterschätzen. Das Lesen, das Führen eines Kraftfahrzeugs und die Berufsausübung sind gefährdet. Vor allem Typ 2-Diabetikern wird deshalb geraten, regelmäßig, das heißt mindestens einmal jährlich, zur augenärztlichen Kontrolle zu gehen und ihren Augenhintergrund untersuchen zu lassen. Ein Sehtest allein, z. B. beim Optiker, ist dafür nicht geeignet!
Diabetisches Makulaödem: Therapie entwickelt sich weiter
Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts war die Laserbehandlung des diabetischen Makulaödems ein Goldstandard. Solange die Ödeme außerhalb der sog. Makula, dem Punkt des schärfsten Sehens, liegen, führen sie im Allgemeinen nicht zu einer Sehverschlechterung. Ein solches Ödem kann mittels Laserbehandlung ausgezeichnet therapiert und die Sehschärfe erhalten werden. Ist dagegen die sog. Fovea im Makulazentrum beteiligt, so ist in der Regel auch die Sehschärfe beeinträchtigt.
„Wird ein Diabetiker mit einem Makulödem und einer Beeinträchtigung des Sehens mit einer Lasertherapie behandelt, sind die Aussichten für eine Verbesserung der Sehschärfe schlecht,“ betonte Professor Michael Ulbig, München, auf dem 112. Kongress der Ophthalmologischen Gesellschaft in Leipzig. Durch den Einsatz eines modernen sog. VEGF-Hemmers ist es dagegen oft möglich, verlorene Sehschärfe zurück zu gewinnen.
Erhalt der Sehkraft ist möglich!
Der vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktor (VEGF) ist ein Protein, das im gesunden Organismus unter anderem die Bildung neuer Blutgefäße anregt. VEGF ist aber auch an der krankhaften Neubildung von Blutgefäßen mit erhöhter Durchlässigkeit beteiligt. Die Wände dieser Gefäße sind häufig instabil und porös, wodurch es zum Austritt von Flüssigkeit kommen kann und Schwellungen („Makulaödem“) unter der Netzhaut des Auges auftreten.
Für die Behandlung des DMÖ steht mit dem Wirkstoff Aflibercept (Handelsname EYLEA®) nun auch ein modernes Medikament zur Verfügung, das sich bisher bei der Therapie der altersbedingten Makuladegeneration bewährt hat. Dieser VEGF-Hemmstoff fängt den Wachstumsfaktor ab, der für die Gefäßneubildungen verantwortlich ist. Er wird dazu mittels einer Spritze direkt in den Glaskörper des Auges gespritzt. Die Medikamentengabe ist schmerzfrei und muss zu Beginn fünfmal monatlich, danach im Abstand von zwei Monaten wiederholt werden. Sobald sich das Makulaödem dadurch zurückgebildet hat und die Sehverschlechterung behoben wurde, entscheidet der Augenarzt über die Notwendigkeit einer Therapiefortsetzung.