Kinder werden schnell groß und erwerben nach und nach alle Fähigkeiten, welche sie schließlich zum Erwachsenen machen. Dabei verfolgt jedes Kind sein individuelles Tempo, welches nur begrenzt durch Motivation und Förderung zu beeinflussen ist. Wenn jedoch das eigene Kind mit voranschreitendem Alter einfach nicht trocken werden will, kommen Sorgen auf. Kindliche Blasenschwäche kann viele Gründe haben, weshalb Sie in diesem Ratgeber genaueres über die Ursachen und Therapierungsmöglichkeiten erfahren.
Wann sind die meisten Kinder trocken?
Mit vier Jahren ist das Gehirn des Menschen dazu fähig, die Blase zu kontrollieren. Bis dahin liegen nächtliche „Malheurs“ im Bereich des Normalen. Ebenso ist es nicht unüblich sein Kind bis zum vierten Lebensjahr zu wickeln. Kinder, die mit Stoffwindeln gewickelt werden, werden in der Regel schneller trocken, da sich die nasse, nicht besonders saugstarke Windel schlichtweg unkomfortabel anfühlt und daran erinnert, dass das eigene Geschäft verrichtet wurde.
Was ist Blasenschwäche bei Kindern?
Kindliche Inkontinenz bzw. „Enuresis“ bezeichnet den unwillentlichen Urinverlust bei Kindern über vier Jahren. Gründe für diese Diagnose existieren zahlreiche, ebenso existiert ein Unterschied zwischen dem ausschließlich nächtlichen Einnässen und dem Einnässen über den gesamten Tag. Im Falle des nächtlichen Urinverlustes des Kindes, kann eine mögliche und harmlose, einfach noch nicht ausgebildete Fähigkeit der Urinkonzentration vorliegen. Das bedeutet, dass die Blase nachts zu voll wird und überläuft, ohne, dass das Kind dies realisiert.
Nächtliches Einnässen
Beim nächtlichen Einnässen (Enuresis nocturna genannt) ist der häufigste Grund die verspätete Fähigkeit der Blasenkontrolle, welche überwiegend durch genetische Faktoren bedingt ist. In nur ganz seltenen Fällen bei Kindern ab fünf Jahren ist das Bettnässen bedingt durch eine Funktionsstörung der Blase oder Niere bzw. andere körperliche Erkrankungen.
Das Einnässen über den Tag
Das Einnässen über den Tag (kindliche Harninkontinenz) kann unterschiedliche Ursachen haben. Eine mögliche und relativ häufige Ursache ist eine analbedingte Dranginkontinenz, von der Mädchen häufiger als Jungen betroffen sind. Bei einer Draginkontinenz liegt eine Störung vor, die bewirkt, dass sich die Blase nicht richtig füllt. Kinder mit dieser Disfunktion nässen sich häufig am Tag ein, da der Anhaltmechanismus vom Gehirn gehemmt wird. Ursachen, welche keine körperlichen Störungen voraussetzen, können solche sein, wie dass manche Kinder ihren Harndrang aufschieben (Harninkontinenz bei Miktion), bis es zum Überlaufen der Blase kommt. Spannende Situationen zum Beispiel können dafür der Grund sein, aber auch Situationen, in denen Kinder die Toilette nicht benutzen wollen/können, sind bekannte Ursachen.
Wer stellt die Diagnose?
Wenn Ihr Kind im Alter von 5 Jahren ein Nachzügler ist, ist das kein Problem. Einige Kinder reifen später. Bei einer Harninkontinet über Tag sollte jedoch ein Gang zum Arzt in Erwägung gezogen werden, da womöglich eine Disfunktion vorliegt. Der Kinder- oder Jugendarzt stellt in diesem Fall und auch in allen anderen die Diagnose und leitet, falls notwendig, die entsprechenden Therapiemaßnamen ein. Es ist wichtig bei auftretender Tagessymptomatik eventuelle Harnwegerkrankungen auszuschließen, bevor mit einer Therapie bekommen wird. Der erste Schritt des Arztes wird der sein, das Kind zu ermutigen und den Eltern entsprechende Signale zu vermitteln, wie vorgegangen werden muss, ohne den Leidensdruck des Kindes zu erhöhen.
Leidet mein Kind darunter?
Ihr Kind leidet am meisten unter einer Harninkontinenz. Das Einnässen am Tag kann ihr Kind in sehr unangenehme Situationen bringen, es sogar von Gleichaltrigen isolieren, falls die Scham für das Einnässen zu groß ist. Auch Übernachtungen bei Freunden schließen die meisten Kinder aus, weil sie nicht in eine unangenehme Situation geraten wollen. Sie als Eltern dürfen ihrem Kind unter keinen Umständen zusätzlichen Druck machen. Das Kind macht sich selbst genügend Vorwürfe und ist mit der Situation in den meisten Fällen überfordert oder stark verunsichert. Das beste, was Sie für Ihr Kind tun können, ist den Leidensdruck nicht zu erhöhen und verständnisvoll zu bleiben, auch wenn es schwer fällt.
Welche Therapie hilft meinem Kind?
Für nicht körperlich bedingte Fälle, in denen Kinder über 4 Jahren nachts bettnässen, ist eine spielerische Form von Therapie mittels Weckapparaten erfunden worden. Solche Weckapparate sind mit Sensoren versehen, die Feuchtigkeit (also Urin) des Kindes wahrnehmen und anschließend ein Wecksignal aussenden, um das Kind zu wecken. Bei erfolgreicher Durchführung verliert das Kind wenige Tropfen und kann nach dem Aufwachen auf der Toilette die Blase entleeren. Es existieren zwei verschiedene Modelle: Ein Modell wird als Decke unter das Kind auf die Matratze gelegt, die andere Variante ist ein Sensor, welcher dicht bei den Genitalien außerhalb der Unterwäsche platziert wird. Welche Variante die für das Kind geeignete ist, bespricht der Arzt mit dem Kind und den Eltern. Erst, wenn nach einer längeren Zeit des Nutzens der Weckapparate keine Besserung eintritt oder das Kind wenig Willen zeigt, zu kooperieren, wird der Einsatz von Medikamenten in Betracht gezogen. Die Motivation des Kindes ist das wichtigste Element innerhalb jeder Therapierung und sollte von den Eltern gefördert und nicht unterbunden werden.
Das Medikament Desmopressin, ein urinkonzentrierendes Arzneimzttel, wird oftmals eingesetzt. Einen Nachteil bringt der Einsatz des Medikamentes jedoch: sehr häufig kehrt das Einnässen mit dem Absetzen des Medikamentes zurück, weshalb nochmals deutlich wird, wie wichtig die Motivation des Kindes ist.
Für Kinder und Jugendliche, die auf keine der Therapien anschlagen, werden spezielle Schulungen entwickelt, die für die meisten Kinder der nötige Schritt zum anhaltenden Erfolg ist.
Bei nicht krankhaft bedingter Blaseninkontinenz gibt es eine einfache Kalender-Methode, die das Kind dazu motivieren soll, von allein trocken zu werden. Die Eltern dokumentieren hierbei die trockenen und nicht trockenen Tage in einem Kalender und heben die trockenen Tage positiv hervor. Unter keinen Umständen sollen hier die nicht trockenen Tage betont werden, da dies das Kind unter Druck setzt und die Symptomatik verschlimmert. Am besten ist es, die nicht trockenen Tage unmarkiert zu lassen.
Bei seelischen Ursachen wird das Kind an einen Psycho-Therapeuten durch den Kinderarzt überwiesen.
Weitere Therapierungen sind im Falle einer Stressinkontinez das Beckenbodentraining und intensives Blasentraining.
Wie kann ich mein Kind unterstützen?
Am wichtigsten ist das Unterlassen von Vorwürfen dem Kind gegenüber. Das ist nicht nur destruktiv, sondern auch nicht tragbar in Anbetracht des seelischen Schadens, den Sie so Ihrem Kind zufügen. Unterstützen Sie Ihr Kind stattdessen und führen Sie zusammen einen Kalender, der das Kind dazu motivieren soll, von allein trocken zu werden. Ebenso sollten Sie darauf achten, dass Ihr Kind abends nicht so viel trinkt.