Nahrungsergänzungsmittel können sinnvoll sein, jedoch nur dann, wenn sie nicht als Trend verstanden werden. Ihre Einnahme sollte verantwortungsvoll erfolgen. Das heißt: gezielte Anwendung bei echtem Mangel. Welches Nahrungsergänzungsmittel wann helfen kann, erklärt dieser Artikel.
Nahrungsergänzungsmittel als Trend
Auch Vitamin C ist ein Nahrungsergänzungsmittel. Es wurde in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts durch Nobelpreisträger Linus Pauling berühmt: Angeblich helfe es gegen viele Krankheiten, wenn man täglich eine große Menge davon zu sich nehme. Durch den Bestseller, den Linus Pauling darüber schrieb, entwickelte sich die Einnahme von Vitamin C in den USA zum Trend.
Mittlerweile kam die Forschung aber zu anderen Ergebnissen. Besser als die isolierte Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist eine ausgewogene Ernährung. Diese lässt sich in unseren Breiten ohne Weiteres bewerkstelligen. Warum aber nehmen trotzdem immer noch viele Menschen Nahrungsergänzungsmittel zu sich?
Nahrungsergänzungmittel – was ist das überhaupt?
Nahrungsergänzungsmittel oder auch Supplemente gibt es als Pulver und in Tablettenform. Sie ergänzen die Nahrung und sollen dem Körper das geben, was er nicht allein produzieren kann. Wichtiger Bestandteil unserer Nahrung sind nämlich sogenannte essenzielle Stoffe. Das sind solche, die unserem Körper von außen zugeführt werden müssen. Fehlen sie, oder befinden sie sich im Ungleichgewicht, resultiert das oft in ernsthaften Erkrankungen.
Nahrungsergänzung auf dem Prüfstand
Darum ist die Idee einer Nahrungsergänzung an sich nicht schlecht. Aufgrund verschiedener Ursachen kann nämlich auch in unseren Breiten Mangelernährung vorkommen. Problematisch wird es nur dann, wenn nicht gezielt ein tatsächlicher Mangel bekämpft wird. Leider greifen viele Menschen immer noch wahllos zu den praktischen Tabletten.
Was also ist ein echter Mangel? Er tritt auf, wenn uns trotz ausgewogener Ernährung immer noch etwas fehlt. Nur dann ist eine Nahrungsergänzung angebracht.
Hier sind Nahrungsergänzungsmittel wirklich sinnvoll:
– Sonnenlicht: Vitamin D
– Schwangere: Folsäure
– Veganer: Vitamin B12, das ausschließlich in tierischen Produkten vorkommt
– Diverse Vitamine, Calcium und weitere Mineralstoffe: Mangel aufgrund von schwerer Krankheit oder Alterserscheinungen
Vitamine
Selbst derjenige, der sich häufig im Freien aufhält, kann einen Vitamin-D-Mangel haben. Die Folge: Viele Menschen bilden nicht genug von diesem lebenswichtigen Vitamin. Seltener hingegen ist ein echter Mangel an Vitamin C. Normalerweise nehmen wir genug davon mit unserer Nahrung zu uns. Und im Gegensatz zu dem, was Linus Pauling glaubte, helfen hohe Mengen davon auch nicht besser gegen Krankheiten wie etwa Erkältung.
Vitamin B12 hingegen ist häufig ein Problem bei echten Vegetariern oder auch Veganern. Der Grund: Es kommt vor allem in Fleisch und Eigelb vor. Isst man davon zu wenig, hilft Nahrungsergänzung wirklich weiter.
Folsäure, welche ebenfalls zu den B-Vitaminen gehört, fehlt vor allem Schwangeren. Der Grund: Mutter und Ungeborenes haben einen erhöhten Bedarf. Verantwortlich für Stoffwechsel und Wachstum, kann Mangel an Folsäure zu schweren Missbildungen beim Kind führen. Doch auch Nichtschwangere können an Folsäuremangel leiden. Unternimmt man nichts dagegen, entwickelt sich oft eine Blutarmut (Anämie).
So äußert sich Vitaminmangel:
– Vitamin D: Depression, Müdigkeit, Kreislaufprobleme, geschwächtes Immunsystem
– Vitamin C: schlechte Wundheilung, lockere Zähne, häufigere Krankheiten
– Vitamin B12: ständige Müdigkeit, Blässe, häufig Kopfschmerzen
– Folsäure: führt zu Anämie, auffallende Blässe
Viele der Symptome eines Mangels lassen sich aber nicht eindeutig zuordnen. So ist etwa Müdigkeit bei vielen Mangelerscheinungen ein Begleitsymptom. Deshalb ist es besser, von Zeit zu Zeit einer Untersuchung beim Arzt zu unterziehen. Nur mit einem Blutbild kann abgeklärt werden, ob ein echter Mangel vorliegt, wie gravierend er ist. Später lässt sich unter ärztlicher Aufsicht gezielt gegensteuern. Das gilt aber nicht nur für Vitaminmangel. Vielmehr betrifft es auch Mangel an bestimmten Mineralstoffen oder Spurenelementen.
Mineralstoffe und Spurenelemente
Westeuropäer können trotz reichhaltigem Nahrungsangebot durchaus auch hier Mangelerscheinungen aufweisen. Besonders Frauen haben oft Probleme, ihren Körper ausreichend mit Eisen zu versorgen. Hier spielt der weibliche Körper eine große Rolle: Durch die monatliche Blutung kommt es oft zu einem Verlust an Eisen. Wird er nicht erkannt, besteht er oft unbemerkt über Jahre. Die Folge: Abgeschlagenheit, Blässe, ständige Müdigkeit, bis hin zur Depression.
Ein weiteres Problem betrifft Calcium. Obwohl es oft mit Frauen in fortgeschrittenem Alter in Verbindung gebracht wird, sind auch Männer betroffen. Nur wenigen Europäern gelingt es nämlich, mit der Nahrung ausreichend Calcium aufzunehmen. Das resultiert bei längerem Mangel in einer Erkrankung der Knochen: Osteoporose.
So äußern sich Mangelerscheinungen:
– Calcium: Muskelkrämpfe, Haarausfall, Schäden an Haut und Nägeln. Führt langfristig zu Osteoporose.
– Eisen: grundlose ständige Müdigkeit, Blässe, Haarausfall
Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Nahrungsbestandteilen
Es gibt noch einen weiteren Punkt, der gegen den Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln spricht: Wechselbeziehungen zwischen den zugeführten Stoffen. Im besten Fall fördert ein Nahrungsergänzungsmittel die Aufnahme eines anderen – im schlimmsten Fall aber hemmt es diese.
Ein Beispiel: Vitamin D sorgt für die Aufnahm von Calcium durch unseren Körper. Bekommen wir also zu wenig Vitamin D, kann sich in Folge dessen ein Mangel an Calcium einstellen. Diese Zusammenhänge sind dermaßen kompliziert, dass die fachgerechte Nahrungsergänzung wirklich in die Hände eines Arztes gehört. Nimmt man auf eigene Faust irgendwelche Nahrungsergänzungsmittel, kann das sogar gefährlich werden.
Raucher etwa sollen ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko haben, wenn sie Vitamin A supplementieren. Vitamin C in hohen Dosen kann überdies zu Nierensteinen führen. Vitamin B3 wiederum führt in Überdosis zu inneren Blutungen und Leberproblemen.
Daraus wird ersichtlich, dass es bestimmte Personengruppen gibt, die für Mangelerscheinungen anfälliger sind als andere.
Risikogruppen für echte Mangelernährung:
– Senioren
– Schwangere
– chronisch Kranke
Individuell und gezielt ergänzen
Anstatt sich selbst zu versorgen, sollten Sie daher bei Verdacht auf Nährstoffmangel Ihren Arzt konsultieren. Er kann mit einem Blutbild abklären, ob und welcher Mangel bei Ihnen vorliegt – oder ob es für Ihre Beschwerden eine ganz andere Ursache gibt. Im Anschluss an die Diagnose ist er auch der Fachmann dafür, Sie gezielt bei einer Supplementierung zu begleiten.
Fazit – Nahrungsergänzungsmittel vorsichtig einsetzen
Eine ausgewogene Ernährung ist stets der Nahrungsergänzung vorzuziehen. Sie ist in unseren Breiten problemlos möglich. Dass es dennoch oft zu Mangelerscheinungen kommt, liegt an vielen verschiedenen Ursachen. Nicht immer ist falsche Ernährung schuld: Auch Senioren oder Schwangere sind stärker gefährdet als der Rest der Bevölkerung.
Wer an undefinierbaren Problemen leidet, sollte besser einen Arzt aufsuchen. Nur dieser kann mittels Blutbild klären, welcher Mangel vorliegt. Zudem lässt sich genauer sagen, ob das Ganze eine ernste Ursache hat – dann steht deren Bekämpfung im Fokus.