Erwartungsgemäß ist mein junger Patient nicht begeistert, als er von der Magenspiegelung zurückkommt. „Ich kann mir etwas Besseres an einem sonnigen Morgen vorstellen“, meint er, „aber so richtig schlimm war es wirklich nicht. Außerdem bin ich froh zu wissen, was der Grund meiner Beschwerden ist!“
Vor einigen Tagen war er besorgt zu mir bekommen, weil Brustschmerzen ihn quälten. „Ich weiß“, sagte er, „dass ich ein bisschen zu dick bin. Und dann rauche ich auch noch fast ein Päckchen Zigaretten am Tag. Hoffentlich bin ich nicht herzkrank!“
Glücklicherweise war sein EKG völlig in Ordnung. Auch unter Belastung gab es keine Hinweise auf eine Störung der Herzdurchblutung. Und der Beginn seiner Symptome ließ schon eher an ein Magenproblem denken: Wenn er viel oder scharf gegessen hatte, bekam er einen brennenden Schmerz hinter dem Brustbein. Später hatte sich dann ein lästiger Dauerschmerz entwickelt.
Jetzt studiere ich den Befund seiner Magenspiegelung. „Der Eingang Ihres Magens schließt nicht dicht“, erläutere ich ihm. „Dadurch kann die Magensäure zurück in die Speiseröhre fließen, in der sie eine Entzündung verursacht. Ihr Magen sieht prima aus, aber die Speiseröhre ist ganz wund. „Deren Schleimhaut verträgt die Säure nicht. Darum bekommen sie für ein paar Wochen ein Medikament von mir, das die Säurebildung hemmt. So kann die Speiseröhre wieder heilen. Sie werden dieses Medikament wahrscheinlich auf Dauer einnehmen müssen, aber vielleicht nur alle drei Tage.“
Ich erkläre ihm, dass sein Bauch den Magen nach oben drückt. Auch dadurch kann der Mageneingang nicht mehr komplett verschlossen werden. Es kommt zu Sodbrennen, wenn die Säure zurückfließt. Darum darf er sich nach einem üppigen Essen nicht mehr hinlegen. Und vor dem Frühstück nicht rauchen („am besten überhaupt nicht mehr“, kann ich mir nicht verkneifen zu sagen). Denn der Rauch vermehrt die Säuremenge im Magen. Und morgens früh ist kein Essen darin, um diese zu verdünnen. „Dann muss ich ja wirklich mal etwas gegen meinen Bauch unternehmen“, wird ihm klar. „Vielleicht kann ich mit ein paar Kilos weniger irgendwann mal wieder meine Lieblings-Pepperoni vertragen!“ Ich habe meine Zweifel. Aber ich wünsche es ihm von Herzen!