Prostatakrebs: Knochenmetastasen im Visier

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Mit rund 65.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Prostatakrebs in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Zu den gefürchtetsten Folgen der Erkrankung gehören Knochenmetastasen, die sich erst sehr spät bemerkbar machen. Heute kann die Injektion von kurzstrahligen Alpha-Partikeln das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten, wie es die Bayer Vital GmbH auf einem Klinikworkshop in Berlin vorstellte.

Hat sich bei einem Patienten der Verdacht auf Prostatakrebs frühzeitig bestätigt und ist der Tumor auf die Prostata begrenzt, kann er in den meisten Fällen operativ entfernt werden. Alternativ oder ergänzend kann eine Strahlentherapie erfolgen.

Dem Tumor Testosteron entziehen

Da das Wachstum eines Prostatatumors vom männlichen Geschlechtshormon Testosteron abhängig ist, kann ein Entzug oder eine Blockade des Geschlechtshormons das Wachstum der Tumorzellen temporär stoppen oder verlangsamen. War dies früher nur durch eine chirurgische Entfernung der Hoden möglich, kann man heute die Testosteron-Bildung auch mit Medikamenten hemmen („chemische Kastration“). Früher oder später jedoch wird der Prostatakrebs unempfindlich gegen den Hormonentzug („kastrationsresistenter Prostatakrebs“).

Schmerzhafte Knochenmetastasen

Wird ein Prostatakrebs zu spät entdeckt, hat er meist schon Metastasen gebildet, welche sich hauptsächlich im Bereich der Wirbelkörper, der Rippen und im Becken ansiedeln. Bei über 90 Prozent dieser Patienten verursachen solche Knochenmetastasen starke Schmerzen, Brüche oder Behinderungen und können die Lebensqualität deutlich einschränken. Darüber hinaus können Knochenmetastasen vielfach auch die Lebenserwartung der Betroffenen verkürzen.

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Bei einem Verdacht auf Knochenmetastasen kann eine so genannte Knochenszintigraphie diese bestätigen. Diese Untersuchungsmethode macht Knochenregionen mit einer erhöhten Umbau- und Stoffwechselaktivität, die typisch ist für Metastasen, sichtbar und stellt sie mit einer Spezialkamera bildlich dar. Bestätigt sich der Verdacht, stehen verschiedene Therapien zur Auswahl.

Alpha-Partikel wirken auf Tumorzellen

Das im Radiopharmazeutikum Radium-223-dichlorid enthaltene Radium-223 ist ein Isotop des Elements Radiums, besitzt ähnliche Eigenschaften wie Calcium und wird daher nach der Injektion ins Blut in stoffwechselaktive Zentren in und um neu gebildete Knochensubstanz eingebaut. Dort strahlt Radium-223-dichlorid hochenergetische Alpha-Partikel ab, die Doppelstrangbrüche in der DNA der umliegenden Tumorzellen verursachen können und diese damit zerstören. Da die Teilchen nur eine sehr kurze Reichweite von wenigen Zelldurchmessern besitzen, werden überwiegend Tumorzellen eliminiert, während gesundes Gewebe vergleichsweise wenig geschädigt wird. Der Alpha-Strahler ist das erste und bisher einzige Radiotherapeutikum, das bei Patienten mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom und symptomatischen Knochenmetastasen ohne bekannte Viszeralmetastasen eine signifikante Verlängerung des Überlebens bewirkt.

(Mit freundlicher Unterstützung der Bayer Vital GmbH)

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Interdisziplinäre Behandlung

Interdisziplinäre Behandlung

Der lebensverlängernde Effekt zeigte sich in Studien auch bei Patienten, die nicht mit einer Chemotherapie vorbehandelt wurden. Radium-223 verminderte die Zeit bis zum Auftreten erster skelettaler Ereignisse, reduzierte den Knochenschmerz und bewirkte einen Erhalt der Lebensqualität bei gleichzeitiger guter Verträglichkeit. Seit November 2013 ist Radium-223-dichlorid in der EU zur Behandlung von Patienten mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom und symptomatischen Knochenmetastasen ohne bekannte viszerale Metastasen zugelassen.

Bei einer Behandlung mit einem Alpha-strahlenden Radiotherapeutikum verabreicht ein Nuklearmediziner mit einer entsprechenden Umgangsgenehmigung die Therapie. Die weitere Versorgung, Blutbildkontrolle und Nachsorgeuntersuchungen erfolgen überwiegend durch den Urologen.

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